Anette Schavan hat ihren Dr. Titel eingebüßt. Das ist bitter, wenn man sonst nichts hat, ziemlich gleichgültig, wenn man andere Titel besitzt, „Minister“ etwa oder „Direktor“ oder „Graf“ etc. – und wenn man darauf verzichtet, im akademischen Bereich mitmischen zu wollen.

Denn der Dr. Titel signalisiert, daß sein Träger oder seine Trägerin die Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit nachgewiesen hat. Die Universität Düsseldorf hatte sich bekanntlich auf den Standpunkt gestellt, der Nachweis sei misslungen, weil Schavan die Indizien für diese Befähigung nicht aus Eigenem, sondern aus fremdem Brunnen geschöpft habe. Das hat der Universität viel Schelte eingetragen, einmal von Schavan selbst, die nach wie vor von ihren Fähigkeiten überzeugt ist und zum anderen von Leuten, die die Sache zwar nicht überprüft hatten, aber ungeachtet dessen der Meinung waren, es sei – für wen auch immer – besser, den Zeigefinger in der Hosentasche zu lassen, statt auf den Schmutz zu deuten.
Diese Haltung hat sich, glaubt man der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom Allerheiligen 2013, auch Bernd Huber, der Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), zu eigen gemacht, als er, wie Sebastian Krass in der SZ formuliert, die Berufung der Plagiatorin in den Hochschulrat der Universität „einfädelte“. Sebastian Krass gefällt das nicht. Bernd Huber handelt, so meint er, wie der Sonnenkönig, was ich etwas hochgegriffen finde; Franz Josef Strauß wäre treffender gewesen. Da der Titel vermutlich nicht von Krass stammt, sondern, deutschem Feuilletonbrauch entsprechend, von der Redaktion, sei er hierfür nicht getadelt. Zu tadeln ist jedoch sein Tadel an Huber. Warum soll der nicht so handeln, wie Franz Josef Strauß gehandelt hätte, wenn ihm doch die Verfassung der Universität dazu die Möglichkeit gibt? Also nach außen in der Ordnung der Präferenzen: Ego – Bayern – BRD, für Huber demnach: LMU – Bayern – Hochschullandschaft, nach innen: „schalten und walten, wie er will“?
Die Macht des Hochschulpräsidenten ist schließlich nicht vom Himmel gefallen, sondern wurde ihm von seinem Staate verliehen, damit er ordentlich regieren kann, denn ohne solche Macht haben sich die Hochschulen schlechterdings als nicht  verwaltbar, schon gar nicht als dirigierbar dargestellt. Krass bringt selbst massenhaft Belege für diesen Zustand, der schon seit mindestens 100 Jahren besteht. So wenn er den Senatsvorsitzenden, einen Philologieprofessor namens Hose, zitiert, der die Machtlosigkeit des Senats beklagt und deshalb (?) mit allen (!) anderen Senatoren der Ernennung der Fremdschämerin (innerlich natürlich unwillig) zugestimmt (!) hat. Oder wenn er, Krass, sich von Senatoren zuflüstern lässt, man habe die Sache „unterschätzt“. Oder wenn er einen Anonymus („ein Professor“) auftreten lässt, der von der „Abgehobenheit“ des  Senats faselt und feststellt, so Krass, es gebe "eine relativ große Anzahl von Kollegen, denen solche Fragen nicht so wichtig sind".
Womit endlich das punctum saliens ausgemacht ist. Warum soll der Storch die Frösche zum Quaken animieren und ihnen dann auch noch zuhören? Es gibt doch keinen schöneren Zustand für einen guten Regenten als schalten und walten zu können, wie es ihm richtig dünkt. Und so stolziert Huber völlig zu Recht unbeeindruckt durch die Landschaft, führt sich das Fachwissen, das sich die Ex-Doktorin in den Jahren ihrer Ministerschaft zweifellos aneignen konnte, genüsslich zu Gemüte, interessiert sich einen feuchten Kehricht für das, was der Hochschulverband einen „akademischen Comment“ nennt, bestimmt selbst was „Qualifikation“ ist und was nicht, und wird seine (!) LMU gewiss weiterhin zu Erfolgen führen, auf denen sich dann auch die Frösche, froh daß sie nicht gequakt haben, ausruhen werden.