Die Staatsanwaltschaft Hof hat Karl Theodor freigelsassen. Nicht freigesprochen. Das machen Gerichte. Aber die Strafverfolgung wurde eingestellt. Zwar hat der Freiherr von und zu Guttenberg 23 mal das Urheberrechtsgesetz verletzt. Aber das öffentliche Interesse an einer Bestrafung solcher Unverschämtheit ist gering.

Die Krebshilfe bekommt aus der freiherrlichen Portokasse 20.000 € und alle freuen sich. Besonders die Presse, die sich jetzt mit angehaltenem Atem fragt, ob sie ihren einstigen Liebling zurückbekommt oder nicht. Allen vorweg nicht etwa BILD, wo man vielleicht noch etwas erschöpft ist von der großen, am Ende verlorenen Verteidigungsschlacht für den Plagiator, sondern  - man traut seinen Augen nicht - die ZEIT, von der man doch eigentlich mehr gehalten hat als von BILD. Und jetzt schlägt sie doch tatsächlich den Boulevard und kriecht noch unter das Pflaster. Zweimal darf der dümmliche Abonnent ein Riesenportrait des Abschreibers bewundern, ganz so, als sei ihm dieses nicht bestens aus vergangener Berichterstattung vertraut. Ist es ja auch nicht, denn, so jedenfalls der nachdenkliche (man erkennt dies an dem unter die Nase gelegten Zeigefinger) Herr di Lorenzo: "in sein Gesicht hat sich ein harter Zug eingegraben". Schrecklich! Das edle Antlitz entstellt und hart geworden unter den Zumutungen (z.B.: Selber schreiben!) und Entbehrungen (nur noch einige Adels- aber kein Dr.-Titel) des Lebens. Vom nassforschen Betrüger zum gedankentiefen Arbeiter der Stirn. Scheint so zu sein. Drei Tage hat der Chefredakteur der von allen guten Geistern verlassenen ZEIT mit dem Plagiarius in einem Londoner Hotel verbracht - eine Auszeichnung nach der sich jeder redlich schwitzende Doktorand die Finger lecken dürfte - und was konnte er feststellen: Guttenberg sprach "die meiste Zeit ohne ein Lächeln, oft mit verschränkten Armen". Das ist in der Tat schwer zu verstehen. Verloren das bekannte Grinsen? Nicht verwandelt in ein herzliches Lachen? Wo der Bücherplünderer doch allen Grund zum Lachen hätte. 20 Mille und alles Paletti! Wenn das nichts ist. Und dann darf "man" (adlige Dezenzbezeichnung für das proletarische Ich) seitenweise in der ZEIT darlegen, wie es zu dem bedauerlichen "Fehler", dem "ungeheuerlichen Fehler" gekommen ist, was dem feinsinnigen Herrn di Lorenzo ("Ist es Ihnen wichtig in Zukunft als ein aufrichtiger Mensch zu gelten?" - o sancta simplicitas!) zwar nicht so ganz geheuer ist, ihn aber dennoch nicht daran hindert, diesen ausgemachten und abgestandenen Mist, mit dem der Gedankendieb seine Chuzpe zum "Ergebnis einer chaotischen und ungeordneten Arbeitsweise" stilisiert, dem offenbar für völlig dement gehaltenen Leser zur gefälligen Lektüre anzubieten. Halifaxen sei ein neuer Ausdruck für die "mediale Reinwaschung gescheiterter Politiker" schreibt mir Vera Finger - nach dem Halifax Security Forum in Halifax (Kanada), wo der Bücherausschreiber, als "distinguished statesman" verkleidet, aufgetreten ist.  Die Studierenden wird's nicht freuen. Sie haben weder 20.000 € noch wird sich ein Halifaxer für sie interessieren. Sie fliegen bei Betrugsversuch einfach raus. Der Plagiarius dagegen fliegt wohl wieder rein. Lockenköpfchen Innenminister hat seine freudige Erwartung schon zum Besten gegeben. Vielleicht hofft er, daß der Forsche an seiner Stelle die Neonazis jagt.